aus unserer Schreibstube - Selbsthilfegruppe schreiben und leben

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Marion Krüger                              
                                      März 2023
Limerick

Mümmelmann und seine Frau
machen heute noch mal blau
eine Woche später dann
malen sie die Eier an
wie schlau
Marion Krüger               
                                         März 2023
Limerick

Im Bau Frau Langohr sitzt
und sie grinst richtig verschmitzt
denn in die Kiepe für den Mann
hat sie Gipseier getan
das ist kein Witz
Marion Krüger                       
                                          März 2023
Limerick

Hasenkinder von vier bis zehn
müssen in die Hasenschule gehn
lernen dort ganz ohne Qualen
Ostereier zu bemalen
Oh, wie fein
Hannelore Orlowski                                              17.03.2023

Mein Wunsch

Bunt ist die Welt.
Suche mir aus, was mir davon gefällt.
Lasse meine Träume zum Lebensziel werden.
Setze meine Kraft dafür ein,
um mich vom Zweifel
am Sinn des Lebens zu befreien.
Reiche dem Bruder, der Schwester die Hand.
Wünsche mir ein gemeinsames,
hilfreiches Band für den Frieden auf Erden.



Marion Krüger                                               
                                      März 2023

Ostern zu Corona

Traurig schaute der Hase drein
ins Städtle durfte er nicht rein
doch das war hier kein Problem
Ostern kam trotz alledem
so sollt es sein
Lutz Sehmisch                    13.02.2023

Angekommen - Angenommen

Mein Körper ist nicht mein
das bin nicht ich
alles nur Schein
bis der Schleier wich

ich war verloren
gefangen im Käfig
bin nun neu geboren
endlich ehrlich

Lutz Sehmisch                                           13.02.2023

Julian und Juliane

Wir wandern ineinander, du und ich,
unsere Kleider dieselben,
zumindest zwischen uns ist Frieden,
du gehst langsamer,
siehst durch den Blick, der dich trifft.
Wo fängst du an? Wo höre ich auf?
Dein Haar auf meinem Gesicht,
dein Fuß in meinem Schuh,
gehe mit deinen Strümpfen.
Wir sind fremd in den Straßen der Einäugigen,
deine Tränen sind meine,
lass uns nach Hause gehen.

Manfred Kluck                                                                                                                                                                                 13.02.23

Enttäuscht

Als ich im Tränenmeer,
zu ertrinken drohte...
Martin legte den Telefonhörer auf. Dieses Gespräch war für ihn eine Besonderheit, denn persönlich kannte er Agnes noch nicht. Oftmals wollte er seine Hand ausstreckten, wenn jemand, so wie Agnes versinken wollte. Martin freute sich über den regen Kontakt im Internet. Er lernte Sylvia kennen und schrieb gern mit ihr, doch am liebsten mit Agnes. Was verband ihn mit ihr? Er konnte es sich nicht erklären. Irgendwie berührte sie ihn mit ihren Worten. Er antwortete ihr, denn auch ihn quälte manches aus der Kindheit und irgendwie spürte er wie die Last des Erlebten langsam weniger wurde. Er schrieb deshalb:

In meinem Kummer
bist du mir nah, obwohl ich nichts
als Tränen sah.
Er nahm sich immer wieder Zeit mit ihr zu reden. Er empfand ein Glücksgefühl ohne gleichen und wenn er mit ihr sprach, spürte er den Gleichklang ihrer Herzen. Natürlich wusste er, dass nichts an die Liebe seiner Sabrina heranreichte. Aber er empfand eine tiefe Freundschaft, die ihn und sicher sie auch, froh stimmte.
Das Telefon klingelte und Agnes war am anderen Ende.
„Hallo Martin, ich habe mir in der letzten Zeit Gedanken gemacht, über ein gemeinsames Buch. So ein Poetischer Dialog mit deinen und meinen Gedichten. Was hält du davon?“
„Ich finde den Gedanken sehr gut. Damit können wir noch mehr Menschen erfreuen als nur in einem kleinen Kreis.“
„Wir besprechen es, wenn du und deine Frau zu uns kommst.“
„Ich freue mich darauf.“
Martin fuhr mit Sabrina nach Kiel. Agnes kam ihm entgegen da er sich verfahren hatte. Es war ein herzliches Kennenlernen. In der Zeit als sie bei Agnes und ihrem Mann waren.
Gemeinsam erarbeiteten sie die Gestaltung des Buches und freuten sich als sie alle Gedichte, die sie geschrieben hatten, jetzt in Buchform erscheinen kann.
Das Buch Seelenperlen wurde vom Verlag gedruckt.  Es gefiel ihnen sehr gut und als Martin dieses in der Hand hatte, bedankte er sich bei Agnes.

Momente des Glücks
unvergessen
bleibende Eindrücke
liebevoll sortiert
unvergänglich im Herzen.

Dieses Gedicht drückte aus was er empfand. Martin schrieb, dass diese Freundschaft mit ihr einen besonderen Wert hat:

Ich sah dein Bild
vor meinem Herzen
und als ich dich sah
wusste ich
hier bin ich zu Hause.

Doch nicht lange konnte Martin sich an dem Buch erfreuen. Mit dem Verlag vereinbarte Martin, dass nur er allein den Vertrag unterschreiben braucht und Agnes nicht unbedingt.
Doch das gefiel ihr nicht. Es gab die ersten Reibereien. Allerdings musste sie einsehen, dass Martin Recht hatte. Das war für sie ein Ärgernis.
Die Verbindung wurde mehr und mehr gestört und es kam keine Freute mehr in ihm auf. Sie ließ ihren ganzen Unmut an ihm aus und verbot sogar, dass er aus dem gemeinsamen Buch in der Öffentlichkeit vorliest.
Martin war sprachlos über diese Reaktion. Er hatte sie ganz anders kennengelernt. Warum verdarb sie alles, was sie gemeinsam aufgebaut hatten.
Es kam noch schlimmer. Als er zum Briefkasten ging, fand er einen Brief ihres Rechtsanwalts. Er schrieb, dass das alleinige Urheberrecht für die Gestaltung der Bücher ihr allein gehört. Wenn er nicht nachweisen kann, dass er ihren Namen als Urheberin vermerkt hat, kann es zu einer Strafe kommen.
Martin saß wie angewurzelt auf seinem Sessel, als Sabrina hereinkam, sagte sie: „Du siehst so blass aus, was ist passiert?“
Er gab ihr den Brief, als sie ihn las. War sie genauso empört wie er. „Was bildet die sich ein? Das kann nicht wahr sein. Was machen wir jetzt?“
„Ich habe bereits ihren Namen in alle die Bücher nachgetragen, die sie gestaltet hat. Ich biete ihr an, herzukommen und sich davon zu überzeugen.“
„Na, da bin ich ja gespannt.“
Martin schrieb ihr, dass sie kommen soll und sich überzeugt, dass er sie als Urheberin eingetragen hat. Doch es kam keine Antwort. Darauf schrieb Martin dem Anwalt. Dass er alles unternommen hat und sie sich davon überzeugen sollte, dass alles seine Richtigkeit hat.
Er erklärt sich mit dieser Klage nicht einverstanden, da kein schuldhaftes Verhalten von ihm vorliegt. Darauf kam keine Antwort und die Verbindung zu Agnes war nun endgültig beendet. Voller Trauer blickt er auf die gemeinsame Zeit zurück. Er versteht nicht, was sie dazu getrieben hat, so zu handeln. Heute, noch nach Jahren, ist er nach wie vor der Ansicht, dass sie sich von irgendwelchen falschen Freunden beeinflussen ließ, die neidisch auf diese Verbindung waren. Aber er verzeiht ihr diese Verwirrung des Herzens.

Mit dir verband sich,
manch schöner Gedanke.
Wir verstanden uns so gut,
nun ist alles vorbei.
Was so harmonisch begann.


Manfred Kluck                                                                                                                                                                                       01.02.23


Selbstbetrug

Regina ging durch die Straßen, gleich ihr waren viele Menschen unterwegs. Messegäste aus allen Ländern waren angereist, um dabei zu sein. Die Messegäste wollten etwas erleben, auch Regina erfreute sich an der schönen Stadt Leipzig. Die sich geschmückt hatte, um die Besucher zu erfreuen. Regina bummelte durch die Stadt und blieb vor einem Café stehen. Sie ging hinein und bestellte Kaffee und Kuchen. Die Bedienung brachte umgehend das Bestellte. Regina aß mit Appetit. Erschrocken blickte sie auf ihre Armsanduhr.
„Was schon so spät? Ich will noch ins Theater.  Heute bringen sie von Shakespeare „Was ihr wollt,“, das möchte ich unbedingt sehen.“
Sie schlenderte zum Schauspielhaus und kam kurz vor Beginn zur Kasse.
„Haben Sie noch ein Ticket übrig?“
„Da haben Sie Glück. In der ersten Reihe ist noch ein Platz frei.“
„Danke!“ Sie bezahlte und ging in den Zuschauerraum und setzte sich neben einen jungen Mann. Das Stück war sehr brisant und an manchen Stellen musste sie herzhaft lachen. In der Pause ging sie an den Tischen mit Getränken vorbei und sah, wie der Mann sie interessiert anschaute.
Im Grunde genommen, will ich mit niemanden einen Flirt beginnen. In wenigen Tagen ist mein Besuch sowieso beendet und ich muss wieder zurück. Zum Schluss der Vorstellung stand er am Ausgang und wartete auf sie.
„Haben Sie noch ein wenig Zeit?“
Regina errötet, das hatte sie nicht erwartet.
„Warum nicht. Wo wollen Sie denn hin?“
„Ich lade Sie zu einem Glas Wein ein und vielleicht tanzen wir miteinander?“ Martin blickte sie begehrlich an. Diese schöne fremde Frau gefiel ihm sehr gut. Er ging mit ihr ins Restaurant und setzte sich mit ihr an einen Zweier-Tisch.
„Die Vorstellung war sehr schön. Mir hat Ihr silbernes Lachen gut gefallen, da habe ich mir gedacht, ich spreche sie einfach an.“
„Ich bin nur für wenige Tage hier und muss in zwei Tagen wieder nach Hause.“
„Diese Tage möchte ich gern mit Ihnen nutzen. Wollen wir Brüderschaft trinken?“
Regina errötete erneut. Ihr gefiel dieser Mann. Er hatte es nicht verdient einfach so abgespeist zu werden.
„Ich heiße Regina!“
„Ich bin Martin und wohne hier in Leipzig. Wo wohnst du?“
Regina sah ihn fragend an. Martin hatte seinen Ehering vom Finger gezogen. Ihm war dabei überhaupt nicht wohl.
„Du bist verheiratet?“
„Ja, meine Frau wollte nicht mit ins Theater, deshalb bin ich allein gegangen.“
„Was wird deine Frau dazu sagen, dass du mit einer anderen flirtest?“
„Sie wird sicher nicht begeistert sein, aber unsere Ehe steht sowieso auf der Kippe.“
„Trotzdem finde ich es nicht richtig.“
„Regina, du gefällst mir und das hat nichts damit zu tun, ob ich noch verheiratet bin. Ich möchte mich aus diesem Joch sowieso lösen.“
„Daran will ich nicht schuld sein.“
„Du bist nicht schuld. Mir ist nur einiges klar geworden, dass es so nicht bleiben kann. Komm wir wollen tanzen und uns daran erfreuen, zusammen zu sein.“
Als sie wieder am Tisch saßen sagte sie:
„Ich wohne in Hamburg und durfte für die Zeit der Messe herkommen und bei meinem Bruder wohnen.“
Sie lächelte ihm verliebt zu. Ja, sie hatte sich in ihn verliebt. Martin war glücklich, dass er sie angesprochen hatte. Nur schade, dass sie in wenigen Tagen wieder abreisen musste. Aber solange es möglich war, wollte er mit ihr die Zeit nutzen. Martin dachte an seine Frau, die einsam zu Hause saß und er flirtete mit einer anderen Frau. Was sollte daraus werden?
Inzwischen war es schon spät. Regina sah auf ihre Uhr.
„Du meine Güte, wie schnell die Zeit vergangen ist. Jetzt muss ich nach Hause, mein Bruder wird sich bestimmt Sorgen machen und deine Frau wird sich wundern, warum du noch nicht zurück bist.
Er stieg mit ihr in die Straßenbahn. Er stand dicht vor ihr. „Es ist wirklich für mich ein besonderes Erlebnis, mit dir zusammen zu sein.“
Sie lächelte ihm zu, obwohl sie wusste aus dieser Verbindung konnte nichts werden. Aber sie wollte sich den Abend nicht verderben lassen. An der Haustür küssten sie sich innig. „Sehen wir uns wieder?“
„Ja, ich bin morgen noch hier, wenn du willst, treffen wir uns am Nachmittag.“
Am nächsten Tag kam Regina mit der Straßenbahn. Es war ein wundervoller sonniger Tag. Martin kam auf sie zu und küsste sie.
„Ich freue mich, dass wir noch einmal die Gelegenheit haben, uns zu treffen.“
„Ich freue mich auch!“
Hand in Hand gingen sie durch das Rosenthal und erfreuten sich an diesem warmen Tag, dass sie einander hatten.
Am späten Nachmittag ging Martin mit ihr ins Urpilsner Restaurant.
„Das Bier solltest du kosten, es schmeckt einmalig.“
Er prostet ihr zu. Inzwischen war es dunkel.
„Ich bringe dich wieder nach Hause.“
Verschämt blickte sie ihn an. „Du wirst mir doch nichts tun?“
„Auf keinen Fall.“
Er ging mit ihr durch den dunklen Wald. In der Ferne sahen sie die Müllkippe brennen, welche einen roten Schein auf ihren Weg zeichnete. Er umarmte sie und griff nach ihrer Brust, was sie sich gefallen ließ, doch als seine Hand weiter wandern wollte hielt sie ihn zurück.
„Nein ich möchte das nicht!“
Er küsste sie und nahm seine Hand zurück. Vor der Haustür verabschiedeten sie sich.
„Bis morgen.“
„Morgen muss ich wieder zurück. Wir können uns am Bahnhof treffen.“
„Ich freue mich darauf!“
„Ich auch!“
Am nächsten Tag ging er mit ihr zu ihrem Zug.
„Es waren schöne Augenblicke mit dir, die ich auf keinen Fall missen möchte.“
„Ich auch nicht. Aber es wird kein Wiedersehen geben. Lebe wohl!“
„Lebe wohl!“ er nahm sie noch einmal in die Arme. Als der Zug abfuhr blickte er ihm noch lange Zeit nach. Mit zwiespältigem Gefühl fuhr er zurück. Er entschloss sich nun einen Schlussstrich zu ziehen. Aber der Selbstbetrug stieß ihm bitter auf. Er hatte sich in etwas verrannt, was keine Zukunft hatte.
Auch Regina dachte verbittert über die Trennung der beiden deutschen Staaten. Es gab keine Möglichkeit miteinander glücklich zu werden.
Regina schrieb, Mir fiel der Abschied von dir schwer, doch es gab keinen anderen Ausweg. Ich musste zurück ohne dich.
Martin antwortete ihr. Es waren für mich unvergessliche Augenblicke. Mir ist klar geworden, dass meine Ehe keinen Bestand hat. Ich lasse mich scheiden.

Manfred Kluck                                                                                                                                                                                                                                         09.12.22

Unsichtbare Mauer

Jakob trat aus der Tür ihrer Ferienwohnung in Brotterode. Er streckte die Arme aus, als wollte der die ganze Welt umarmen und doch saß in ihm eine Angst, die ihn immer noch gefangen hielt.
Er ging zurück ins gemeinsame Schlafzimmer und weckte seine Frau Elisabeth.
„Guten Morgen!“ Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. „Heute ist ein wunderbarer Tag, komm steh auf, damit wir ihn für uns nutzen.“
Elisabeth rekelte sich und öffnete noch verschlafen die Augen. „Wie spät ist es schon?“
„Es ist bereits 8.00 Uhr! Außerdem habe ich Hunger.“
Jakob ging zur Küche und bereitete das Frühstück. Nach intensiver Rücksprache mit ihrem Himmlischen Vater, konnte es nur schön werden.
Sie gingen durch die bereits belebten Straßen, denn viele Urlauber waren unterwegs. Auch sie wollten diesen sonnigen Tag genießen. Mit Freude im Herzen wanderten sie bis zum Inselberg, der vor ihnen mit seinen über 900m lockte. Jakob und Elisabeth freuten sich auf den Aufstieg und gingen frohgemut den Weg zur Anhöhe. Ab und zu blieben sie stehen und blickten zurück ins Tal. Er nahm Elisabeth bei der Hand. „Haben wir nicht ein wunderschönes Wetter?“
„Genau, so habe ich mir unseren Urlaub vorgestellt.“ Beide standen an einer Stelle, von der sie eine gute Aussicht hatten. Vor ihnen sahen sie das weite Tal und in der Ferne noch einige Dächer von den Häusern.
„Die Welt scheint so weit weg und doch müssen wir irgendwann zurück.“
„Du hast recht, doch wir wollen noch heute den Gipfel erreichen. Komm lass uns weiter gehen.“
An manchen Stellen blühten Glockenblumen und bunte Schmetterlinge flatterten um die Blumen herum. Beide fühlten sich eng verbunden, mit den Wundern der Bergwiesen. Sie stiegen immer höher, als Jakob stehen blieb.
„Du willst doch nicht etwa hier stehen bleiben?“ Sie blickte ihn an. Irgendwie spürte sie eine Veränderung an ihm. „Was ist los?“
„Es fällt mir schwer weiterzugehen. Irgendwie ist in mir eine unsichtbare Mauer, die ich erst durchbrechen muss.“
Sie legte ihm ihre Arme um, „Du schaffst es.!“
„Vielleicht ein anderes Mal. Komm lass uns zurückgehen.“
„Ich verstehe nicht, was ist mit dir los?“
„Ich habe eine innere Blockade, die mich nicht weiter gehen lässt.“
Elisabeth blickte ihn verwundert an. „Willst du darüber reden?“
„Vielleicht morgen.“
Schweigend gingen sie den Weg zurück. In ihrer Ferienwohnung legte sich Jakob auf das Bett und schloss für einen Augenkick die Augen. Innere Bilder gaukelten ihm. Bilder aus der Vergangenheit vor. Als er aus der Schule entlassen wurde, gerade aus der 6. Klasse, musste er als Hilfsarbeiter arbeiten, bis er den Entschluss fasste, sich weiterzubilden. Diese Blamage konnte er Elisabeth doch nicht erzählen. Sie saß stumm neben ihm, ohne ihn noch einmal anzusprechen.
Am Abend ging er schweigend ins Bett. In der Nacht bestürmten ihn Träume, in denen er abgewiesen wurde und kaum zur Ruhe kam.
Am nächsten Tag gingen sie durch die Stadt und blieben vor den Schaufenstern stehen. Keiner von beiden sprach über den vergangenen Tag. Elisabeth sprach ihn am nächsten Tag an. „Wollen wir es noch einmal versuchen den Anstieg zum Inselberg?“
Jakob schlug die Augen nieder. Doch dann raffte er sich auf. „Willst du es wirklich mit mir noch einmal versuchen?“
„Na klar. Wir sind hergekommen, weil wir auf den Berg wollten. Heute ist wieder ein sonniger Tag. Mit der Sonne als Begleiter werden wir es sicherlich schaffen.“
Jakob schaute sie zweifelnd an. Ob sie dann noch so froh und leicht den Weg mit ihm weiterging? Aber er wollte endlich von diesen versteckten Ängsten loskommen. In seinen Augen standen Tränen, die er über verpasste Momente weinte.
„Meine innere Blockade hat mit meiner Kindheit zu tun. Aus der 6. Klasse wurde ich in der Grundschule entlassen Einige Jahre habe ich als Hilfsarbeiter gearbeitet. Bis ich es satt hatte, immer in der zweiten Reihe zu stehen. Ich bin zur Volkshochschule gegangen und habe mit viel Mühe meine 10. Klasse geschafft. Nachher habe ich als Industriekaufmann meine Aufgaben erfüllt. Aber es hat mich doch manche Mühe gekostet, mit Fleiß und Ausdauer habe ich es doch geschafft.“
„Warum hast du mir das nicht gleich erzählt? Ich habe es auch nicht immer leicht gehabt, ich hatte allerdings andere Voraussetzungen als du. Meine Arbeit als technische Zeichnerin macht mir viel Freude“
„Entschuldige, aber es fällt mir nicht leicht, über Vergangenes zu reden. Jetzt fühle ich mich wohler als zu vor. Danke, dass du mich verstehst.“
„Komm lass uns weitergehen, damit wir noch heute oben ankommen.“
„Ich wollte schon immer oben ankommen!“ sagte er grinsend.
„Na also, dann nichts als weiter.“
Nach einer Stunde Aufstieg, erreichten sie den Gipfel. Elisabeth blickte sich um. „Was für ein großartiger Ausblick. Das Tal liegt unter uns. Wir haben es geschafft. Siehst du mit etwas Anstrengung erreicht man das Ziel.“
Jakob stand ebenfalls lächelnd mit ihr auf der Anhöhe. „Mitunter sind es die kleinen Mühen, um vorwärtszukommen. Aber mit deiner Liebe wollen wir gemeinsam daran arbeiten, nicht stehen zu bleiben, sondern mit der Hilfe Gottes weiterzugehen.“
„Genauso wollen wir es machen. Siehst du, es ist nicht schwer darüber zu sprechen, was einen mitunter hindert. Gemeinsam lässt sich vieles leichter ertragen.“






Abendgruß an den Tag
 
 
Breitgefächert ist dein Schleier
 
denn du gehst in die verdiente Ruh.
 
Wir stehen hier am Wegesrand
 
schauen dir bewundernd zu.
 
Leg nieder jetzt dein müdes Haupt,
 
lass die Gedanken ziehen.
 
Die laute kranke Welt lass draußen,
 
so kannst du ihr nur kurz entfliehen.
 
 
                                         Marion Krüger, 15.09.22
Bunte Vielfalt
 
Endlich, es ist so weit
Herbst die schönste Jahreszeit
bunte Vielfalt hier und da
schöner, als ichs jemals sah.
Nebel auf Feldern und in Gassen
 
und ich…
 
ich kann mich endlich fallen lassen
 
           Marion Krüger im September 2022
Liebesmelodie  

Wärst Du eine Violine  
hielt ich Dich sanft
in meinem Arm
ließ meine Finger leicht
über Dich gleiten
zärtlich und warm

               Marion Krüger
Tageserwachen
 
Wunderschön der Morgen erwacht
Sonne uns entgegen lacht
auf den Lippen ein Lächeln liegt
schon ist die Traurigkeit besiegt
Jetzt noch ein Liedchen singen
und der Tag kann nur gelingen
 
                            Marion Krüger im Juni 2022
Akrostichon zum 70.
 
S chöne Zeiten gab es auch
 
I  n meinem langen Leben, denn
 
E s hat Euch hier alle für mich gegeben
 
B rachtet mir Liebe und Freundschaft entgegen
 
Z eigtet sie mir
 
I n vielerlei Form,
 
G anz ohne jegliche Norm
 
       DANKE Euch allen❤️

                              Marion Krüger im Oktober 2022
 
Bunte Erde
 
Bunt zieht sich die Erde an
wie ein jeder sehen kann
dazu aus Nebel noch ein zartes Tuch
der bringt den erdigen Geruch
mystisch und geheimnisvoll
färbt sie sich jetzt Zoll um Zoll
 
                                         Marion Krüger im September 2022
Manfred Kluck                                                                                                                                13.09.22


Zurückgegeben

Herr Zeitverschwender saß in seinem gemütlichen Büro, ringsherum standen oder lagen Uhren, aller Größen. So konnte er stets die Zeit überwachen, damit keine Minute verloren ging.
Er war so sehr in seine Aufgabe versunken, dass er erschrak, als es klingelte.  Er stand auf und ging zur Tür. Eine junge, blonde Frau stand vor ihm. Er blickte sie erstaunt an und fragte: „Was wollen Sie, von mir?“
„Ich bin die Frau Zeitbewahrerin, vom Zeitschriften Express. Ich möchte gern mit Ihnen reden“
„Worüber wollen Sie mit mir sprechen?“
„Aber nicht hier draußen, Kann ich, bitte hereinkommen?“
Widerwillig ging er zur Seite. „Kommen Sie herein, damit Sie nicht sagen, ich wäre unhöflich.“
Er bot ihr einen Platz auf dem Sofa an. Die Blondine blickte sich erstaunt um. „Sie haben aber viele Uhren.“
„Ich bin für die Zeit verantwortlich.“
„Genau, darüber möchte ich mit Ihnen reden!“
„Sie stören mich bei meinen Beobachtungen, aber na gut, ich nehme mir einige Minuten Zeit.“
„Herr Zeitverschwender. Sie haben wochenlang die Zeit festgehalten und alle warten darauf, dass sie die verlorene Stunde zurückbekommen.“
„Ich habe keinem was weggenommen. Ich habe die fehlende Stunde nur aufgehoben, damit ich diese im richtigen Zeitpunkte, wie der zurückgebe.“
„Wieso haben Sie diese einfach für sich behalten?“
Herr Zeitverschwender wurde rot vor Zorn. „Ich habe überhaupt nichts zurückgehalten. Ich will sie morgen wieder den Leuten schenken. Dann haben Sie eine Stunde mehr zur Verfügung!“
„Das ist ein großer Irrtum. Diese Stunde gehört sowieso den Leuten. Sie können doch nicht einfach so die Zeit verschwenden.“
„Ich verschwende überhaupt keine Zeit. Es ist nur so, die Leute sollten im Sommer mehr Zeit zur Verfügung haben, damit sie diese genießen. Keiner wäre auf die Idee gekommen, dass diese ihnen fehlt.“
„Und doch ist es so. Die Tage sind wesentlich kürzer geworden und jeder braucht diese Stunde damit die Menschen eine angenehme Herbst- und Winterzeit haben.“
„Wieso denken Sie, ich wäre daran schuld?“
„Sie wollen es sich nur nicht eingestehen. Wenn ich Ihre vielen Uhren sehe, da kann man schon den Überblick verlieren.“
„Die Uhren weisen mich darauf hin, wie spät es wirklich ist. Deshalb habe ich mich entschlossen, dass die Zeit wieder Normalzeit wird.“
„Ach Sie haben gemerkt, dass es normal ist, die Zeit einfach so hin und her zu schieben, wie es Ihnen gefällt.“
„Ich habe nichts hin und hergeschoben. Ich wollte nur den Leuten einen Gefallen tun.“
„Ein Gefallen nennen Sie das? Das ich nicht lache, Als die Stunde vorverlegt wurde, kamen viele damit nicht zurecht. Denken Sie, es ist so einfach, wieder die Normalzeit zu haben? Das wird für viele eine neue Belastung werden.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn man eine Stunde länger schlafen kann als sonst, ist das doch eine gute Sache, die sich wirklich lohnt.“
„Das kann sein. Ich hoffe nur, dass Sie solche Entscheidung nicht mehr allein treffen, sondern mit uns darüber reden.“
„Ich werde mit Ihnen bestimmt nicht reden. Ich entscheide selbst, wie es für alle das Beste ist.“
Frau Zeitbewahrer stand auf. „Ich hoffe, dass Sie künftig mit der Zeit sorgfältiger umgehen.“
„Ich werde es so machen, wie ich es für richtig halte.“

Zwischen den Welten?                                                                                      von Lutz Sehmisch
 
 
Sonntagmorgen, ich stehe im Bad. Nach dem Duschen habe ich mich wieder angezogen und sprühe mir vor dem Spiegel stehend einen Stoß aus der neuen Parfümprobe auf die Haut meines Halses.
 
Fertig, jetzt aber an den Frühstückstisch. Auf dem Weg dorthin wird mir auf einmal schwindelig, kalte Schweißtropfen laufen über die Stirn. Mein Herz rast wie verrückt. Ich sehe nur noch verschwommen, dann nehme ich plötzlich nichts mehr wahr.
 
Ich wache auf und sehe neben mir einen Mann in orangener Kleidung. Ich liege im Wohnzimmer auf der Couch. Wie ich da hingekommen bin, weiß ich nicht. Der Mann sticht mir eine Kanüle in den Arm und steckt verbunden über einen Schlauch eine Flasche mit Flüssigkeit dran. Diese drückt er einem zweiten orangenen Mann in die Hand und hört mich mit einem Stethoskop ab. Am Arm pumpt eine Blutdruckmanschette.
 
Langsam geht es mir wieder besser. „Können Sie aufstehen?“ höre ich den Stethoskopmann fragen. „Wir stützen Sie die Treppe runter und bringen Sie dann zum Auto.“ Es geht nur mühsam. Meine Beine sind wie Pudding. Auf dem Hof angekommen verlassen mich die Kräfte, aber die Männer halten mich und heben mich auf eine fahrbare Trage. Mit verschwommenem Blick sehe ich noch, wie sie mich in einen Krankenwagen schieben. Ich fühle mich erschöpft, schließe die Augen. Als das Fahrzeug anruckt höre ich ein Martinshorn. Dann nehme ich nichts mehr wahr, schlafe.
 
Als ich aufwache, schwebe ich, sehe meinen eigenen Körper da unten in einem Krankenbett liegen. Viele Schwestern und Ärzte befinden sich drumherum und hantieren an unzähligen Apparaturen. Es ist für mich eine sehr befremdliche Situation. Angst empfinde ich jedoch nicht dabei.
 
Ich habe keinerlei Schmerzen, ich habe kein Schwerkraftgefühl, ich bin frei von einem belastenden Gefühl, ich bin leicht. Ich schwebe und kann meinen Körper nicht mehr spüren. Ich bin wohl nicht mehr in ihm verankert, habe keine Verbindung mehr zu ihm.
 
Aber sehen kann ich. Bilder der Vergangenheit huschen durch meinen Kopf. Blitzschnell tauchen sie auf und sind genauso schnell wieder weg. Da ist meine Schwester, meine Eltern, meine Mathelehrerin, das Stasigefängnis, mein Sohn. Dann fliege ich wie ein Vogel über eine riesige bunte Blumenwiese in den Bergen und steuere auf einen Tunnel zu. Der Tunnel scheint nur kurz zu sein, denn es wird schnell sehr hell. Am Ende des Tunnel komme ich in einen riesigen Raum mit goldenem Gras, überall Licht ohne Schatten. Es kommt von innen, von außen, von überall. Ich sehe vor mir ein Lichtwesen, kann nicht erkennen ob Mann oder Frau. Ich sehe auch kein Gesicht. Das Wesen strahlt nicht nur Licht, sondern auch so eine seltsame friedvolle Ruhe aus. Es lädt mich ein, ihm zu folgen. Der entscheidende Satz dieses Lichtwesen ist: Wenn du es willst, hast du es jetzt überstanden.
 
Ich bin auf dem Weg in eine andere Dimension. Ich fühle so etwas Ähnliches wie eine Neugeburt, in eine andere Sphäre hinein, und die entscheidende Erkenntnis ist, dass diese jenseitige Dimension eine nicht-materielle darstellt. Das ist das Faszinierendste an der Geschichte, ich bin körperlos und frei von materiellen Dingen.
 
Es ist auch unwichtig. Es gibt auch keine Zeit. Es interessiert mich auch keine Zeit. Dort ist nur dieser Moment – und gleichzeitig die Ewigkeit. Ich sehe keinen Gott, keinen Jesus oder etwas Religiöses, aber da ist etwas. Ich kann es Bewusstsein nennen oder Gott. Es ist ein tiefes Vertrauen, dass alles in Ordnung ist, dass ich wirklich beschützt bin, ich getragen werde. Ich empfinde und erfahre diese göttliche Instanz als unglaubliche Macht von Liebe.
 
Ich höre eine beruhigende Stimme: „Ich weiß, dass du gern bei mir bleiben würdest. Aber deine Zeit ist noch nicht gekommen. Kehre um und fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“
 
Im selben Moment höre ich Stimmengewirr um mich herum. Es ist laut und hektisch, keine Ruhe mehr. Ich spüre Schläge im Gesicht. Eine Frauenstimme wiederholt dabei immer wieder die Frage: „Hören sie mich?“ Plötzlich ruft die gleiche Stimme: „Schnell, schnell wir verlieren ihn, 50 ml Natriumbikarbonat.“ Ich kann die Augen immer noch nicht öffnen. Zu der Dunkelheit kommt auch wieder die Ruhe. Als ich aufwache, lächelt mich eine Krankenschwester an und erklärt mir, dass ich mich auf der Intensivstation befinde.
 
Die Deutung des Geschehens ist offen. Nahtoderfahrungen sind Grenzerfahrungen, sie gewähren einen Blick über den Zaun, sie geben einen Vorgeschmack einer jenseitigen Welt.
Manfred Kluck:
Bote Fabian
 
Raureif bedeckte die Bäume und Sträucher, mit glitzerndem Weiß. Es sah wie im Märchen aus.  Die Äste, die Gräser, die Sträucher, es kam einem vor, wie im Zauberwald. Die Bäume fühlten sich mit diesem eisig, überzogenen kalten Reif nicht wohl. Es war wie ein Panzer, der ihnen angezogen wurde. Der Wind fegte seinen kalten Atem mit boshafter Geschwindigkeit durch den Wald.
Frostian stand mit seinem schneeweißen Gewand lächelnd da und freute sich, dass die Eisdecke so undurchdringlich war, wie er es wollte. Sicher konnte er mit seinem eisigen Blick auch lächeln. Vor allem wenn er Kinder sah, die im Schnee herumtollten, dann wusste er, er hatte richtig gehandelt. Er wusste auch, dass seine Zeit ablief und er dem Frühling Platz machen musste. Er nahm sein Zepter fest in die Hand Sollte Fabian der Frühlingsbote nur kommen. Er würde sicher zurückschrecken, wenn er alles mit Frost überstülpt sieht.  Er stand abwartend da. Am nächsten Morgen erschien Fabian, der Frühlingsbote und freute sich, dass seine Zeit gekommen ist, in der er den Wald von Starrheit lösen und Lebenskräfte entfalten konnte.
Er sah, wie Frostian sich sicher war, dass er nicht vertrieben wird. Fabian breitete seine Hände aus und hielt dem Frostian, einen grünen Zweig entgegen. Das Zeichen seiner Herrschaft, das ihm kundtat, seine Zeit ist vorbei. Zögernd erhob sich Frostian von seinem Thron und ging ihm entgegen.
„Du bist schon da?“
„Ja, es ist Zeit, dass du gehst!“
„Wenn ich aber nicht will, was machst du dann?“
„Sieh dir meinen Zweig an, der verscheucht dich endgültig. Denn die Bäume sollen sich von der Last befreien.“
Frostian merkte, wie seine Kraft weniger wurde. Er stand auf und ließ Fabian den Thron besteigen. „Ich komme am Ende des Jahres wieder. Das weißt du ganz genau.“
„Ja, aber bis dahin werde ich die Bäume und Sträucher von der Kälte befreien, damit sie wieder grünen und erblühen, wie jedes Jahr aufs Neue.“
Fabian nahm seinen grünen Zweig und machte sich auf den Weg, damit das Eis schmilzt und in den Bäumen sich neue Kraft entwickelte. Die Gräser erhoben sich aus ihrer Starre und spürten, wie neues Leben in ihnen wach wurde. Die Grashalme streckten sich empor und freuten sich über die Sonne, die den Reif schmelzen ließ. Ein Aufatmen ging durch den Wald. Die Vögel kamen laut singend angeflogen, suchten sich einen Platz in den Ästen und bauten ein Nest für sich und ihre Jungen, Sie trafen sich mit ihren Freunden, die ebenfalls zurückgekommen waren und nun im beginnenden Frühling, neue Wunder entdeckten.
Fabian lächelte ihnen liebevoll zu. „So ist es recht, dass ihr den Wald erfüllt mit eurem Gesang. Bald werden viele Wanderer kommen, die sich an den sprießenden Blättern und eurem Gesang erfreuen.“
Ein Reh lag bewegungslos im Gestrüpp. Es konnte nicht fassen, dass es jetzt genug zu fressen gibt. Lange Wochen musste es sich genügen lassen, an spärlichen Zweigen zu nagen.
Fabian gab dem Reh zu verstehen, dass es jetzt Zeit wird, die Vielfalt der Wunder zu ergründen. Es stand auf und suchte seine Freunde, damit sie gemeinsam die Entfaltung und Schönheit des Frühlings teilten.
So nahm Fabian seine Aufgabe ernst, allen einen Neubeginn zu schaffen. Es gab viel Arbeit, aber die übernahm er gern.

14.März 2021

Frühlingsboten
 
Der Schimmer des erwachenden Tages, bricht sich Bahn. Das Dunkle verschwindet, mehr und mehr. Es singen die ersten Vögel und begrüßen den beginnenden Tag. Die Kühle der Nacht verspüren die Menschen, sie bleiben lieber zu Hause. Aber im Wald und auf der Flur regt sich der Frühling mit seinen Boten. Der Wind und die Wärme haben sich vereint, so helfen sie dem Wald aus der Starre der Kälte und der Nacht.
Sie freuen sich über ihre Aufgabe, den Bäumen und Sträuchern neues Leben zu schenken. Sie brauchen diese Lebenskraft.
Die Bäume strecken ihre nackten Äste aus, auch die Sträucher bereiten sich für den neuen Aufbruch vor.
Wind und Wärme gehen Hand in Hand auf den Wegen, auf denen noch das Laub liegt. Der Wind pustet mit aller Energie, die Blätter zur Seite. Die schlaff gewordenen Blätter, an den Eichen, halten sich fest. Sie wollen nicht loslassen.
„Wir müssen etwas machen,“ sagte die Wärme.
„Da brauchen wir aber die Sonne.“
„Wenn ich durch die Fluren gehe,“ sagte die Wärme, „gebe ich den Bäumen Kraft, Blätter zu treiben.“
„Ich werde durch die Kraft, die mir gegeben ist, die Bienen aus ihren Verstecken locken.“
„Nur gemeinsam sind wir stark“, sagte die Wärme. „Du wirst sehen, in wenigen Tagen zeigen auch die Sträucher ihre ersten Blätter.“
„Ich helfe dir, damit das neue Leben in ihnen wieder pulsiert.“
Der Wind fegt durchs Geäst, damit die alten Blätter verschwinden.
Es bereitet ihnen Freude, für das erwachende Leben, gemeinsam da zu sein.
„Blase nur nicht zu stark, sonst reißen die neuen Blätter ab. Sie brauchen noch ein wenig mehr Kraft. Ich will dafür sorgen, dass der Frühling mit seinen Boten zu spüren ist.“
Die Wärme gibt besondere Kraft zum Gedeihen. Vor allem nicht mehr in der Winterstarre zu verharren.
Der Wind unterstützt sie. Beide freuen sich, wenn sie nach und nach den Bäumen und Sträuchern, Hoffnung auf ein Erwachen geben. .
Dankbar für die Kraft, die in ihnen war, erfüllen sie ihre Aufgabe, mit ganzer Hingabe.
Es gibt viel zu tun, denn überall werden sie gebraucht. Der Tag geht langsam zu Ende und in der Nacht wird es kühler werden. Zur Nacht müssen sich beide verabschieden. Sie wollen am Morgen wiederkommen, damit das Leben sich entwickelt.

3.April 2021

Frühlingsrufen
 
Vorwitzig fliegt eine Meise den Weg entlang und hält ihr Köpfchen dem Wanderer zugewandt. „Tust du mir auch nichts?“, scheint sie zu fragen. Bevor es ihr zu gefahrvoll wird, fliegt sie zum nächsten Ast und blickt dann spöttisch herunter. „Da kannst du wohl nicht mithalten?“, fragt sie, bevor sie weiterfliegt. Auf dem Weg knistert das braun gefärbte Laub unter den Sohlen, des Wanderers, der unbeirrt den Weg weiter geht.
Als am Morgen der Meisenmann William erwacht, grüßt die Sonne vom strahlend blauen Himmel. William steht auf seinem Nestrand und sucht nach einem Anzeichen, dass der Frühling da ist. Nichts war zu sehen. Deshalb entschließt er sich, ihn zu rufen. Er erhebt seine Stimme und ruft laut: „Frühling komm, wir brauchen dich!“
Käthe dreht sich zu ihm um. „Wen rufst du?“
„Ich rufe dem Frühling zu, dass er endlich kommt.“
„Er wird sicher nicht auf dein Rufen hören. Wenn es Zeit ist, kommt er so bald als möglich.“
In der Ferne leuchtet es hellgrün, da kommt wirklich Fabian der Frühling in seinem lichten hellen Gewandt.
„Sieh mal Käthe, da kommt er!“
Fabian winkt ihm zu und freut sich, dass er erwartet wird.
Käthe blickt ganz erstaunt als sie Fabian sieht. Ihr wird klar, dass er wirklich zu ihnen kommt und alles wieder zum Leben erwecken wird.
Lächelnd sieht sie ihren William an. „Dein Rufen hat wirklich etwas bewirkt. Nun glaube ich auch daran, dass es bald wärmer wird“.
Sie spreizt ihre Flügel und freut sich, an der Seite mit William zusammen zu sein. Käthe spürt in sich neue Kraft und fliegt aus dem Nest, sie möchte die Wunder des Frühlings mit allen ihren Empfindungen erfassen. Sie fliegt hinauf zu der Krone des Baumes und blickt hinunter auf den mit Laub verhüllten Weg. Die Knospen an den Zweigen füllen sich immer mehr mit dem Leben, was ihnen vom Himmlischen Vater hineingelegt wurde. William kommt ebenfalls zu ihr geflogen. „Ist das nicht endlich ein Tag der Wärme und der Freude?“
„Ja, wir mussten lange warten, bis endlich der Frühlingsbote gekommen ist.“
„Gestern habe ich dem Winter hinterher gesehen. Wie er mit grimmigem Blick sich umdrehte und sah, wie der Frühling mit seinem hellen, grünen Kleid und seinem fröhlichen Blick ihm entgegenkam. Nur widerwillig machte er Platz und grummelte in seinen eisgrauen Bart: „Du brauchst dich nicht zu sehr freuen, ich komme am Ende des Jahres wieder.“
Der Frühlingsbote Fabian, lächelte ihn an. „Ich will dir nichts wegnehmen, aber deine Zeit ist abgelaufen. Nun bringe ich frisches Grün und öffne die Knospen, damit sie ihre Blätter entfalten können.“
Der Winter Frostian blickte ihn kalt lächelnd an. „Die Kinder haben sich dieses Jahr doll gefreut, als sie endlich nach vielen Jahren, wieder mit dem Schlitten die Hügel hinunterfahren und auf dem See Schlittschuh laufen konnten. Es hat ihnen gefallen. Nun ist das Eis geschmolzen und keiner kann mehr auf den See.“
„Doch auf dem See können die Menschen sich wieder tummeln, wenn sie mit dem Boot hinausfahren und sich an dem frischen, hellen Grün erfreuen können. Wenn der Fluss die Wärme annimmt, die ihm die Sonne schenkt, dann können sie sogar wieder schwimmen.“
„Du hast ja recht. Jeder ist stolz auf die Zeit, die ihm zur Verfügung steht. Ich überlasse dir gern deinen Bereich, damit du alles anfüllen kannst mit Blumen und Schmetterlingen.“
„Das hast du alles gehört?“, fragt Käthe ihn ein wenig ungläubig.
„Ja, ich saß in meinem Nest und erblickte den Winter, wie er mit grimmiger Miene das Feld räumt. Fabian ließ sich nicht von ihm abschrecken, er hatte in der Hand den ersten grünen Zweig und verbreitete mit seinem Frühlingshauch Wärme und Wohlsein.“
Käthe sieht zu ihm. „Irgendwas verschweigst du mir noch?“
William blickt sie schelmisch an. „Das stimmt, denn als der Winter Frostian, dem Frühling gegenüberstand, sagte Fabian zu ihm: „Du solltest lieber deinen Mundschutz tragen, damit der frostige Hauch, das Wachstum nicht mehr hindern kann!“
Frostian ranzte ihn an „Du denkst weil es jetzt Mode geworden ist, mit Mundschutz herumzulaufen, muss ich das auch?“
„Genau, es ist auch zu deinem eigenen Schutz!“
Frostian nahm den Mundschutz widerwillig vor sein Gesicht. Drehte sich nicht noch einmal um, nahm sein Zepter fest in die Hand und ging eiligen Schrittes zu denen die es gewöhnt waren, mit Eis und Kälte zu leben.
„Ich fühle mich heute auch wohler als sonst. Die kalten, dunklen Tage haben mich in meiner Kraft gehemmt.“ Sie lächelt William zu. „Jetzt können wir zu den Kiefern und Eichen fliegen und uns frische Nahrung holen, damit wir für unsere Kinder etwas Vorrat haben.“
„Ich freue mich schon darauf, wenn es in unserem Nest piepst und flattert, weil es unsere Kinder nicht abwarten können, bis sie von uns gefüttert werden.“
„Wir müssen uns zuerst mit unserem Nest beschäftigen, damit es stabil ist für unsere Jungen.“
„Ich fliege gleich zu den Kiefern und hole frisches Grün, damit das Nest gut gepolstert ist und damit unsere Kinder nicht herunterfallen können.“
Käthe lässt sich nicht länger aufhalten und fliegt ebenfalls davon, damit auch sie für ihr Nest die richtigen Zweige findet. Inzwischen ist die Sonne noch höher gestiegen und der goldene Schimmer lässt die Bäume und Sträucher in ihrer Schönheit besonders hervorheben. Klarer blauer Himmel lässt keine Wolke aufkommen. Denn Fabian bringt ihnen die ersehnten Kräfte.  In ihnen entwickelt sich frisches, neues Leben, was sich bald in aller Fülle entfalten wird. Schneeglöckchen und Märzenbecher entfalten ihre weißen Glocken und läuten in heller Freude den Frühlingstag ein. Hin und wieder kommt eine Fliege und labt sich an dem Nektar, der ihnen bereitwillig angeboten wird.
Beide sind so in ihre Arbeit vertieft, dass sie nicht merken, wie die Sonne sich vom Wald verabschiedet. Käthe und William setzen sich in ihre neue ausgebaute Wohnung und kuscheln sich aneinander. William breitet seine Flügel aus, damit sie Schutz vor der kühlen Nacht finden.  Die dunklen Wolken decken die Sonne völlig zu und alles ringsumher versinkt im Schatten der Nacht.
Der Morgen danach leuchtet ihnen zu und als Käthe und William ihre Augen öffnen, spüren sie wie wohl es tut, dem Himmel so nah zu sein. Jeden Tag fliegen sie zu den Kiefern und holen sich Vorrat, denn Käthe wird bald ihre Jungen ausgebrütet haben. Endlich ist es soweit, drei kleine Meißen schlüpfen aus den Eiern und William und Käthe blicken voller Stolz auf sie. Es wird eng im Nest, doch sie rücken zusammen und genießen dieses Familienidyll.
Hin und wieder begegnet ihnen Fabian, der mit seiner Energie den Bäumen und Sträuchern Mut zuspricht. Viele Wanderer kommen jetzt, um diese Frühlingswonne zu genießen.
Die drei Maisenkinder, Jens, Fred und Karin entwickeln sich, prächtig. William und Käthe sorgen dafür, dass genügend Futter vorhanden ist. Mit ihrer Pflege werden diese drei bald ihr eigenes Nest bauen, doch darüber machen sie sich keine Gedanken., Sie nutzen das Jetzt und das Heute.

11.Mai 2021
Der große Fisch
 
Manche Menschen ziehen hinaus auf
das Weltenmeer
um den großen Fisch zu fangen.
Vielleicht gelingt es ihnen sogar
und voller Stolz kehren sie zurück.
Am Ufer der Heimat stellen sie fest,
dass nur noch ein Gerippe übrig ist.
Alle Hoffnung auf Gewinn schwindet
und nichts bleibt, als hohler Wahn!
Deshalb wollen wir uns damit begnügen,
was wir haben,
damit wir am Ende unseres Lebens
nicht leer dastehen!

 
In Anlehnung an „Der alte Mann und das Meer!“ von Hemingway
Manfred Kluck; 10.Mai 2021
Unverständnis
 
Pandemie hin und her
Ich verstehe gar nichts mehr
Noch  nichts von Krisenstab gehört
Sind wir Euch denn gar nichts wert
Jeder kocht sein eigenes Menü
Essen müssen wir es, aber niemals "Sie".

Marion Krüger im April 2021
Befremden
 
Welt auf Kopf
gestellt
wo oben
wo unten
Schwindelgefühl
über allem hängt ein
Schleier von Kälte

Marion Krüger im April 2021
 
NEUES  aus meiner Schreibwerkstatt:  begonnen März 2021
Versuche mich an Lyrik angeregt durch Beiträge von Danilo Pockrandt
Tisch
Decke und Kissen
Geborgenheit und zugleich Bühne
der Kinder
MK 06.03.21
Fahrrad
Unabhängigkeit
kurze Zeit in Freiheit
heiße Tränen rennen übers Gesicht
MK 06.03.21
1. Meeting
Technik vorbereiten
läuft
Termine finden
läuft
Test starten
läuft
Treffen gefühlsmäßig
unrund
MK 06.03.21
DER BAUM

Kahl geworden – entblättert

jedoch nicht entwurzelt
ist er, der Baum
auch ohne seine Blätterpracht
bewahrt er Haltung
und IST:
in Würde anzuschau’n.

(Martina Haake, November 2020)






ABSCHIED
 
Herbstfarben
ein letztes Blatt
vom Baum
Geborgenheit
und Wehmut
reichen einander
die Hand
Blatt weht
in Richtung Winter
ES WAR

(Martina Haake, November 2020)
Manfred Kluck                                                                                                                                                                                                                                                                                        17.09.2020

Stern der Hoffnung

Horst, der Stern der Hoffnung, langweilte sich, nur seine Brüder und Schwestern leuchteten in all ihrer Schönheit und erhellten die Nacht. Wenn er angesprochen wurde, warum er so herumlungerte, antwortete er: „Mich braucht niemand, ich habe keine Lust den Menschen Hoffnung zu schenken.“
„Du hast keine Lust?“, fragte ungläubig seine Schwester Ulrike.
„Keine Lust, ist vielleicht übertrieben, aber ich weiß nicht, wo ich hinsoll.“
„Komm mal mit, ich zeige dir wie viele Menschen es gibt, die gerade auf dich warten.“
„Zu denen kannst du fliegen, warum gerade ich?“ Fragte er immer noch im Zweifel.
„Ich bin jede Nacht unterwegs und bringe den Menschen Zuversicht, aber Hoffnung ist für sie wirklich entscheidend!“
Horst glitt von seinem Bett und flog mit Ulrike durch die stockfinstere Nacht. So eine Dunkelheit hatte er nicht erwartet. Er sah sich um und staunte, wie die Menschen ohne den geringsten Schimmer von Hoffnung, ihre Nacht durchlebten.
Volker und Babette lagen schon lange wach. Sie quälte die Angst vor den nächsten Tag. Volker hatte seine Arbeit verloren und Babette versuchte mit ihrer Situation, in der sie sich befand, umzugehen. Sie sollte in wenigen Tagen ihr Kind zur Welt bringen. Ob es wohl gesund war? Oft hatte sie Schmerzen, aber die Ärzte sagten ihr, dass alles in Ordnung ist. Wenn Volker keine neue Arbeit fand, wie sollten sie ihr Kind versorgen?
Horst näherte sich ihr. Plötzlich sah Babette ein helles Licht. Sie staunte, wo kam das auf einem Mal her?
Im Herzen spürte sie, wie ein Hoffnungsstrahl in ihr wach wurde. Hatte sie vorher denn kein Vertrauen zu ihrem himmlischen Vater, fragte sie sich. Ihr wurde klar, dass sie darauf vertrauen sollte, dass der liebe Gott nichts zuließ, was ihr schaden würde.
Auch Volker wurde von dem Strahl der Hoffnung durchdrungen. Er sah nicht mehr alles so schwarz. Sicher hatte er seine Arbeit verloren, aber er wusste, dass es andere Perspektiven für ihn gibt, die er nur wahrnehmen brauchte. Morgen wollte er seinen Freund anrufen, der eine Firma leitete. Sicher hatte er eine Stelle für ihn frei. Er staunte über sich selbst, wo kam diese neue Gewissheit her, dass der liebe Gott noch viele Wege hatte, die er nur beschreiten soll.
Horst freute sich, dass es ihm gelungen ist, in den beiden einen Strahl der Hoffnung hineinzubringen. Er wurde also gebraucht. Er flog weiter und sah ein Kind, einsam in seinem Zimmer vor dem Computer sitzen. Andere Welten lernte es kennen und staunte, was es alles gab. Doch war Emma nicht froh, ihre Mutter beschäftigte sich nur mit sich selbst. Für sie war es wichtig Karriere zu machen, schick zu sein und als Chefin das Wort zu führen. Horst flog zuerst zur Mutter und bewegte ihr Herz, dass sie für Emma da sein sollte, dann für ihren Beruf!  Grete schämte sich, dass sie so egoistisch ist und ihre Emma sich selbst überließ. Sie stand auf und ging zu Emma.
„Du bist noch wach?“
„Ich habe mich über das Internet informiert und sehe, was es alles gibt.“
„Das ist nicht verkehrt.“ Sie ging zu ihr, nahm sie in die Arme. „Ich habe mich zu sehr mit meiner Arbeit beschäftigt und mich nicht genug um dich gekümmert. Das tut mir leid!“
Bei Emma stiegen die Tränen in die Augen. „Hast du mich wirklich lieb?“
„Natürlich habe ich dich lieb. Ich will von morgen an, mir Zeit nehmen, damit wir wirklich eine Familie sind. Versprochen! Nun geh in dein Bett.“ Sie brachte Emma zu ihrem Bett, strich ihr über die Haare. „Schlaf gut, meine Emma!“ Sie löschte das Licht und legte sich selbst schlafen. Wieso hatte sie vorher nicht an ihr Kind gedacht? Emma brauchte sie, deshalb wollte sie sich wirklich Zeit für sie nehmen.
Horst war glücklich, in  den Herzen ein Hoffnungslicht angezündet zu haben. Er flog zurück und setzte sich wieder auf seinen Platz. Diesmal mit neuer Energie geladen, er wollte noch vielen Mensch Hoffnung bringen.


Manfred Kluck                                                                                                                      27.01.20
 
Sirena
 
 

           
 
Wieder sitze ich am Schreibtisch und mir fällt absolut nichts ein. Ich stütze den Kopf auf die Hand und bin frustriert. Kein einziges Wort, was ich zu Papier bringen könnte. Doch was war das? Auf meinem Schreibtisch tanzt eine Gestalt, mit leuchtendem Kleid rot, grün und blau gemustert.
 
„Na, du hast wohl keine Ahnung, wer ich bin?“
 
„Nein. Wo kommst du her?“
 
Als ich dich hier nutzlos herumsitzen sah, dachte ich, da musst du hin und ihn aufmuntern.“
 
„Mich aufmuntern, wieso?“
 
„Ich sehe doch, dass dir nichts einfällt. Vielleicht kann ich dir helfen?“
 
„Du mir helfen, ich wüsste nicht wie.“
 
Sie springt und hopst vor mir hin und her. Ihre lockigen, dunklen Haare schwingen nur so mit. Sie beginnt sogar zu trällern. Es klingt betörend und ein wohliger Schauer erfasst mich. Ihre blau-grünen Augen, in denen es golden und silbern leuchtet, lächeln mich an.
 
Endlich frage ich sie: „Wie heißt du und wo kommst du her?“
 
„Ich bin Sirena und komme aus der lichten Wolke Nummer fünf. Ich erhielt den Auftrag zu dir zu fliegen und dir meine Geschichte zu erzählen.“
 
„Na dann mal los.“
 
„Ich habe auf dieser Wolke viele Schwestern, die zu Menschen fliegen, denen nichts mehr einfällt. Wir wohnen auf leichten Wolkenfedern und sehen jeden Tag die Mutter Sonne, die für uns scheint. In der Nacht kommt dann der silberhelle Mond und singt uns ein Nachtlied. Jeden Tag müssen wir in eine andere Stadt und manchmal, wenn die Leute aufmerksam sind, dann bleiben wir bei ihnen. Das heißt, solange sie uns brauchen.“
 
Sie strahlte mich an und glitt mit Windeseile vor meinen Augen dahin. Es sah aus, wie goldfarbene Spiralen, in denen sie ihre Pirouetten drehte. Mir wurde eigenartig zu Mute. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
 
Sie bemerkte wie sprachlos ich bin und lächelte spitzbübisch, aber voller Zuneigung mir zu.
 
„Habe ich jetzt in dir eine Idee entwickelt, die du zu Papier bringen kannst. Du kannst doch nicht ständig vor leerem Papier sitzen und vor dir hin grübeln“
 
„Du hast ja Recht. Ich werde deine Geschichte aufschreiben und hoffe, sie gefällt vielen Menschen.“
 
„Das freut mich sehr, dass ich dir helfen kann. Du brauchst mich nur zu rufen, wenn dir nichts einfällt, dann komme ich sofort zu dir.“
 
„Du willst mich nicht etwa schon wieder verlassen?“
 
„Doch, ich muss noch zu anderen hin, die genau wie du, dasitzen und denen nichts einfällt.“
 
„Ich werde dich vermissen!“
 
„Du brauchst mich nicht vermissen, denn ich bin viel öfter da, als du denkst.“
 
Sie machte einen Knicks, wie früher die Mädchen, drehte sich um und war im Nu verschwunden.
 
 
Bild von Martina Hildebrandt
Selbsthilfegruppe "schreiben und leben"
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